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verheißungsvoll

Jahrelang war die Bibel für mich eher wie ein Regelbuch. Ein Buch voller alter Geschichten, aus denen ich etwas zu lernen hatte. Jede Stelle, die wie eine Mahnung klang, war ein Vorwurf für mich. Selbst die positiven Stellen habe ich sofort auf mich bezogen und mich dazu aufgefordert gefühlt sie zu deuten und etwas zu tun, als ob das Christsein darin bestünde "Jeden Tag ein bisschen ein besserer Mensch zu werden". Ich wollte eine "Lehre" oder ein "Rezept" daraus herauslesen, was mich oft frustriert zurückgelassen hat, denn erstens ist das ein hoher Anspruch, dem ich am Ende des Tages nie gerecht wurde und zweitens lässt Gott sich nicht so einfach in eine Schublade stecken.

 

Ich habe erkannt, dass es vielmehr um Verheißung geht, als um Gesetz. (Außerdem sind wir durch Jesus Tod am Kreuz vom zeremoniellen Gesetz befreit.) Wenn wir uns Bibelstellen anschauen, dann sehen wir, wie Jesus handelt. Früher hätte ich sofort gesagt: Jesus macht das so und so und so gehört es - in jeder Situation, zu jeder Zeit. Nein. Es ist eine Verheißung. Es ist ein Beispiel für Gottes Güte, Barmherzigkeit und vieles mehr.

Wenn wir uns die Heilungen anschauen, dann sehen wir, dass Jesus JEDEN anders geheilt hat. Den Aussätzigen berührte er und riskierte damit selbst aussätzig zu werden (Mt 8). Den Taubstummen berührt er an Ohren und Zunge mit seinem Speichel (Mk 7,31). Dem Blindgeborenen schmierte er einen Brei auf die Augen, den er abwaschen sollte (Joh 9). Den Diener des Hauptmannes heilte Jesus sogar von der Ferne (Mt 8).

Jesus hat sich immer auf den Menschen eingestellt. Er wusste was die Menschen wirklich brauchen, was wirklich in ihren Herzen vorging. Er wusste um das Leid, das hinter der äußeren Krankheit steckte. 

Jesus hat auch jeden Menschen anders behandelt, denn er kannte das Herz der Person. Er wusste um die Lebenssituation des Menschen, mit dem er gesprochen hat. Er kannte beispielsweise die Situation der Frau am Brunnen (Joh 4). Er sprach mit ihr und berührte ihr Herz. Denn das war und ist das Ziel einer jeden Begegnung mit Jesus: Er möchte dein Herz näher zu Gott führen. Jesus möchte dir nah sein. Und das darf auch unsere Sehnsucht beim Bibellesen und beim Gebet sein: Jesus immer besser kennen lernen.

 

Dazu fällt mir dieses wunderschöne Lied ein: Näher an dein Herz (Alive Worship)

Wirklich hörenswert! 

 

Beim Bibellesen geht es also nicht darum Gesetze und Regeln herauszulesen, sondern seinen Verheißungen auf der Spur sein. Auf dieses Kennen folgt dann automatisch die Aktion. Aber ich kann nur jemandem voller Vertrauen, Mut und Freude nachfolgen, wenn ich ihn auch kenne.

 

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer.

Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.

Joh 15, 1-2

 

Gott ist der Winzer. ER selbst ist es der die Rebe reinigt, nicht wir. Wir dürfen ihm Raum geben in unserem Herzen, und somit in unserem Leben zu wirken. Es geht nicht darum, aus unserer Kraft zu handeln, denn die Rebe hängt am Weinstock, an Jesus. Zu diesem Gleichnis vom Weinstock und den Reben gebe es noch so viel zu sagen, aber ich möchte beim Thema bleiben und einfach nur betonen, dass Gott es ist, der handelt. 

 

Die Antwort auf seine Verheißung muss daher nicht immer eine Aktion sein, so wie ich das früher dachte: "Ich muss doch etwas aktiv tun! Wie kann ich das umsetzen?" Wie bereits gesagt: Konkrete Schritte im Glauben zu setzen ist enorm wichtig, doch wir dürfen nicht in einen Aktionismus verfallen. Ich habe mir daher angewöhnt mir die Frage zu stellen: Wie kann ich darauf antworten? Das hilft mir sehr erst einmal einen Schritt zurückzutreten und dem heiligen Geist Raum zu geben, anstatt gleich loszustürzen und mir eine "gute Tat" zu überlegen. 

Denn eine Antwort kann auch einfach sein diese Verheißung zu genießen! Ich schreibe mir beispielsweise nach dem Bibellesen oft Zusagen Gottes auf die Hand und freue mich dann einfach jedes Mal wenn mein Blick darauf fällt. 

 


 

Es gibt den bekannten Satz "What would Jesus do?". Dieser Satz meint nicht ein Programm für Jesus zu schreiben und ihm vorzuschreiben, was er wann und wo zu tun hat. Es bedeutet auch nicht ein "Jesus - Rezept" zu erstellen um immer zu wissen, was in welcher Situation zu tun ist. Nein, ich denke es meint ein Hineinfühlen in seine Mission, in seine Sendung als seine Jünger. 

Die Botschaft die Jesus immer wieder brachte war: Gott ist barmherzig. Gott ist gut. Er ist Liebe, die sich an jeden Menschen richtet. Er hat Pläne des Heils und nicht des Unheils. 

Jesus kam nicht um zu Richten oder zu kontrollieren, wer die Regeln einhält, sondern um Freundschaft mit den Menschen zu haben. Er pflegte Gemeinschaft mit denen, die von der Gesellschaft ausgestoßen waren. Er gab und gibt Hoffnung, weil er selbst der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Joh 14,6). Die Texte der heiligen Schrift wurden nicht aufgeschrieben, um jemanden zu verurteilen, sondern um Zeugnis von Gott und seinem Sohn Jesus zu geben und seine gute Botschaft zu verbreiten. Auch die mahnenden Stellen sollen nicht verurteilen, sondern zur Umkehr – zur Verwandlung des Herzens – führen. Die Urkirche war eine verfolgte Minderheit, ihre Art der Missionierung war nicht "von oben herab". Sie haben einen Schatz für sich entdeckt und die Freude darüber war so groß, dass sie ihn mit anderen teilen wollten.

 

Den wovon das Herz überfließt, davon spricht der Mund.

Mt 12, 34

 

Sie haben sich unter Lebensgefahr für die Verbreitung dieser Botschaft eingesetzt, weil sie erfahren haben, dass Sein Wort Kraft hat! Sie haben erkannt, dass bei Jesus das echte Leben in Fülle ist und das er Seine Verheißungen, Seine Zusagen auch wirklich hält. Sie haben erkannt, dass sie Gott vertrauen dürfen. Sie haben erkannt, dass Sein Wort Verheißung und nicht Gesetz ist. 

 

Impulsfragen für deine Zeit im Wort Gottes

Was bedeutet diese Bibelstelle/dieser Vers für mein Leben? Welcher Segen steckt dahinter? 

Was sagt der Text über Christus und wer ich in Christus bin?

Wie kann ich auf diese Verheißung, diese Zusage, diesen Ruf, ... antworten? 

 

Im neuen Bibeljournal Begegnung gibt es Extrazeilen, die helfen sollen eine Antwort auf die Verheißungen Gottes zu formulieren. Ich gebe dir ein Beispiel anhand von dem Gleichnis aus Joh 15. (Das kann natürlich auch ganz anders aussehen und kann z.B. auch nur ein Satz sein.) 

 

1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. 2 Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. 3 Ihr seid schon rein kraft des Wortes, das ich zu euch gesagt habe. 4 Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. 6 Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. 8 Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Joh 15, 1-8

 

Verheißungen, die ich mir für mein Leben mitnehmen möchte

  • Ich bin dazu geschaffen, als Rebe Frucht zu bringen. Es geht nicht darum, dass ich alleine vorankomme, sondern in Gemeinschaft mit anderen Weintrauben.
  • Gott hat mich als ein von ihm abhängiges Geschöpf erschaffen. Diese Rebe ist dazu gedacht am Weinstock zu hängen. Gott wollte niemals, dass ich alles alleine schaffe. Ich darf ihn brauchen und er will mir alles schenken. 
  • Gott selbst ist es der reinigt. Ich muss mich nicht aus meiner Kraft verbessern, sondern einfach nur bei ihm und mit ihm sein. 
  • Alle Dinge, die mit und in Gott geschehen, haben eine Auswirkung auf die Ewigkeit. Alle Dinge, die ich ohne Gott mache, haben keinen Bestand. Sie haben keine Auswirkung auf das Reich Gottes. 

 

Meine Antworten, auf die Verheißungen Gottes 

  • Zeige mir konkrete Wege, dieses "Reben-Sein" zu leben. Ich möchte lernen, nicht als einzelne Traube zu leben, sondern mit anderen gemeinsam Frucht zu bringen. Öffne meine Augen, damit ich sehen kann, was du mir sagen willst!
  • Offenbare mir die Dinge, die weichen müssen, damit Platz für etwas Besseres wird.
  • Nimm alles weg von mir, was mich hindert ganz in deine Gegenwart zu kommen. Mach mir bewusst, wenn ich mich von dir entferne und nicht mehr am Weinstock hänge.
  • Ich möchte dich heute bewusst in meinen Tag einladen. Durchdringe alle meine Aktionen. Ich bitte dich, versorge mich zu jeder Zeit mit allen Ressourcen, die ich dafür brauche, so wie du es verheißen hast. Offenbare mir, wo ich ohne dir unterwegs bin. 

 

Lasst uns den großartigen Verheißungen Gottes auf der Spur sein!

Teilt in den Kommentaren gerne eure Lieblingsverheißungen :) 

 

Viel Segen,

eure Paulina


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